Wen Hui, geboren 1960 in Yunnan, ist eine Tänzerin, Choreografin, Dokumentarfilmerin und Installationskünstlerin aus China. Ursprünglich ausgebildet als Volkstänzerin, besuchte sie von 1985 bis 1989 die Abteilung für Choreografie der Pekinger Tanzakademie und war dann Choreografin im Orientalischen Lied- und Tanzensemble Chinas (Dongfang gewutuan).

In den 90er Jahren studierte sie modernen Tanz in den USA und Europa, darunter auch an der Folkwang-Hochschule Essen und bei der Tanzkompanie von Pina Bausch in Wuppertal. 1994 gründete Wen Hui gemeinsam mit dem Filmemacher Wu Wenguang Chinas erste unabhängige Tanztheatergruppe, das Living Dance Studio. Sie nutzt das Medium des Tanztheaters, um gesellschaftlich zu intervenieren. In „Report on Giving Birth“ (1999) wird der Körper als Strategie des Widerstands genutzt, um die Komplexität des Frauseins im kulturellen und alltäglichen Kontext der Zeit darzustellen. Mit „Report on Body“ (2004) gewann sie mit ihrem Team den ZKB-Preis des Zürcher Theater Spektakels.

Mit Unterstützung des Goethe-Instituts produzierte das Living Dance Studio 2013 das Stück „Red“, eine Reflexion über die Modelloper als politisches Kultursymbol und Teil des kollektiven Bewusstseins während der chinesischen Kulturrevolution.

Wen Hui nahm an zahlreichen unabhängigen chinesischen und internationalen Festivals teil. Ihre Arbeiten werden an Theaterhäusern, Museen und in Kunstzentren gezeigt. Im Herbst 2021 erarbeitete sie die Solo-Tanzperformance „I am Sixty“, die u.a. in Paris, in Berlin im Theater Hebbel am Ufer und beim Kunstfest Weimar aufgeführt wurde.

Wen Huis Arbeiten experimentieren damit, wie körperliche Erinnerungen die Kollision zwischen Geschichte und Realität katalysieren. Ihre Arbeit hat international große Aufmerksamkeit erregt. 2021 erhielt sie den offiziellen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, die Goethe-Medaille.