Als Artist in Residence für die Spielzeit 2024/2025 setzt der brasilianische Tänzer und Choreograf Marcos Abranches ein Zeichen für Inklusion.
Marcos Abranches wurde 1977 geboren und ist von Zerebralparese betroffen, einer Schädigung des Gehirns, die auf einen Sauerstoff mangel während der Geburt zurückzuführen ist und sich an unwillkürlichen Bewegungsstörungen der Gliedmaßen und des Gesichts äußert. Als einziger brasilianischer Choreograf mit Zerebralparese erkundet und nutzt Abranches seine Behinderung für die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Körpersprache. Wiederkehrende Themen sind Isolation und Schmerz, Liebe, Menschlichkeit und Freiheit. So entstehen radikale und faszinierende Solo-Performances, die Abranches auf Gastspielen und Festivals von Brasilien bis Deutschland oder Südkorea führen. Er selbst sagt über seine Kunst: „Ich bin nicht Künstler, weil ich eine Behinderung habe. Oder weil ich anders bin. Ich stehe auf der Bühne, weil ich dazu fähig bin. Durch die Gabe, die mir ein Gott der Kunst gegeben hat.“
Die Kooperation mit dem Staatstheater ist aus der langjährigen künstlerischen Zusammenarbeit von
Abranches mit Operndirektor und Regisseur Søren Schuhmacher entstanden. So wird Abranches ab Oktober in Schuhmachers Neuproduktion von C.W. Glucks „Orphée et Eurydice“ auf der Großen Bühne zu erleben sein. Seine Figur bildet das Gegenstück zu Lena Sutor-Wernichs mythischem Titelhelden. So wird Orphée auf seiner Reise in die Untiefen der eigenen Psyche mit der Dunkelheit und Schönheit seines künstlerischen Triebs konfrontiert. Diese Urkraft, personifiziert durch Abranches‘ Darstellung, lässt in Orphée die schönste Musik der Welt entstehen und lebt ebenso von der Liebe, wie sie die Liebe zu zerstören droht.
Die Arbeit an Orphée hat eine besondere Tiefe und ist sehr inspirierend für meinen eigenen künstlerischen Prozess. Ich gebe Seele und Körper in die Erforschung dieses neuen Themas“, sagt Abranches im Anschluss an die Vorprobenzeit im Mai. Nach einem Monat in Darmstadt kehrt er zurück nach Brasilien und freut sich bereits auf die Rückkehr nach Darmstadt im September. Über seine erste Zeit hier sagt er: „Ich habe mich jetzt schon in Darmstadt verliebt! Die Offenheit, Sensibilität und Inklusivität der Stadt gegenüber Menschen, die anders sind, haben mich sehr berührt.“
Drei von Abranches’ Solo-Abenden werden – teilweise im Rahmen des Tanzfestival Rhein-Main – in den Kammerspielen zu sehen sein. Außerdem findet eine Vorführung des mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilms „Der Künstler und die Kraft der Gedanken“ (Regie: Elder Fraga) mit anschließendem Nachgespräch statt. Im November ist Abranches beim Hessischen Staatsballett im Rahmen einer Residenz zu Gast, die auch einen öffentlichen „Workshop für alle Körper“ sowie ein Work-in-Progess-Showing beinhaltet.
Erleben Sie Marcos Abranches in der neuen Spielzeit:
Orpheus und Eurydike (Orphée et Eurydice)
Oper von Christoph Willibald Gluck / Arr. Héctor Berlioz / ab 12 Jahren
Musikalische Leitung / Nicolas Kierdorf
Regie / Søren Schuhmacher
Bühne und Kostüm / Norbert Bellen
Licht / Bernd Purkrabek
Choreografie / Marcos Abranches
Dramaturgie / Frederike Prick-Hoffmann
Einstudierung Chor / Alice Meregaglia
Premiere am So, 06.10.24, 18:00 Uhr / Großes Haus
Canto dos Malditos (Lied der Verdammten)
Tanz / Soloperformance am 17. Oktober 2024 / Kammerspiele
Avessos (Von innen nach außen)
Tanz / Soloperformance im Rahmen des Tanzfestival Rhein-Main
am 10. November / Kammerspiele
Corpo sobre tela (Körper auf Leinwand)
Tanz / Soloperformance am 15. Januar / Kammerspiele
Der Künstler und die Kraft der Gedanken
Der Dokumentarfilm über Marcos Abranches und Nachgespräch mit Marcos Abranches und Regisseur
Elder Fraga am 22. Oktober / Foyer Großes Haus
Residenz beim Hessischen Staatsballett
im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main / innerhalb der Residenz geben ein Workshop sowie ein Work-in-Progress-Showing Einblicke in die Arbeit des Künstlers
Vom 25. November bis 08. Dezember / Ballettsaal