Mond und Mensch – ein Sehnsuchtsgespann

Mond und Mensch – ein Sehnsuchtsgespann

Seit jeher taugte der Erdtrabant als Projektionsfläche für allerlei erdenkliche Träume und Spintisierereien. Diese beflügelten auch den Komponisten Paul Lincke bei der Schöpfung seines Erfolgshits Frau Luna, mit dem er kurz vor Anbruch des 21. Jahrhunderts die Berliner Tradition der Operette einläutete. Obwohl der Mond heute ausgiebig erforscht und bereist ist, hat er nichts an mysteriöser Anziehungskraft eingebüßt: Der Regisseur Klaus-Christian Schreiber übersetzt das Singspiel über die (imaginierte?) Reise zum Mond nun in einer neuen Textfassung humorvoll ins Heute. Zwischen Astrophysik, Science Fiction und den auf der Erde wie im Kosmos allgegenwärtigen, großen Fragen über die Liebe blitzt da immer wieder die Erkenntnis auf, dass die Reise zum Mond vielleicht zunächst einmal die Reise zu sich selbst bedeutet.  

Die Operette „Frau Luna“ lässt uns eine Welt erleben, in der der Tüftler Steppke den großen Traum verfolgt, auf den Mond zu reisen. Ist Ihnen dieser „Männertraum“ bekannt und welche Welten eröffnet er? Na ja, der Traum etwas wirklich Bedeutendes geschafft oder vielleicht sogar geschaffen zu haben, ist sicher nicht nur ein „Männertraum“. Ach, Theater „zu machen“ ist auch immer ein bisschen eine Reise zum Mond. Mir persönlich ist es aber Traum genug, etwas für unser Zusammenleben auf der Erde zu erreichen. Schon das ist ja ziemlich utopisch. Und in „Frau Luna“ zum Beispiel erfährt auch unser Freund Steppke am Ende, dass der Mensch, selbst auf seiner weitesten Reise, immer zuerst sich selbst im Gepäck hat. Ja, wir alle sollten unser Streben manchmal ein bisschen mehr den realen Bedürfnissen der Welt um uns herum anpassen.

Wie werden wir diese Reise von Ihnen erzählt bekommen?
Ich hoffe, dass es mir gelingt, die Geschichte so zu erzählen, dass sie sich heutig anfühlt. Es geht mir nicht um ein nostalgisches Gemälde vom alten Berlin und seinen Berlinern. Berlin ist – anders als zur Zeit der Uraufführung von Frau Luna 1899 – eine wahrhaft europäische Stadt, weltoffen, international und überhaupt nicht „piefig“. Und heute träumt man von ganz anderen Innovationen, als von einem mit Luftballons gesteuerten Flugobjekt. Dass man dabei am Ende doch wieder nur auf dem Mond landen kann, liegt daran, dass manch einer mit seinen Plänen und Projekten einfach nur den Mund zu voll nimmt. 

Unser Spielzeitmotto ist „Abschied von den Helden“. Welchen Bezug gibt es für Sie bei „Frau Luna?“ Den König spielen die anderen, heißt es. Und auch Helden werden im Grunde nur von denen gemacht, die unbedingt ein nahezu unerreichbares Vorbild brauchen. Sich davon zu verabschieden, kann nur „gesund“ sein. Und wenn Steppke begreift, dass er sich nicht zum Helden stilisieren muss, um Marie seine Liebe zu beweisen, dann hat auch er das Spielzeitmotto endlich begriffen.


Frau Luna