Matthäus Pircher

Im österreichischen Lienz begann es, als er acht war: Matthäus Pircher erhielt ersten Schlagzeugunterricht von seinem Onkel. Dann hörte er ein Konzert der Münchner Philharmoniker und sah die Orchesterschlagzeuger. Da war er 12. „Als wir dort ins Konzert gegangen sind, hat mich das richtig fasziniert.“ Und es stand fest, dass er Schlagzeuger werden würde. Unterricht erhielt er bald darauf bei dem Münchner Pauker Stefan Gagelmann, ab 2013 studierte Matthäus Pircher an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Dort war und ist die Devise, dass angehende Musiker viel Orchestererfahrung sammeln sollen. „Man versucht möglichst schnell auf ein Level zu kommen, sodass man Probespiele machen kann. Wenn man über 30 ist und noch keine Stelle hatte, wird die Luft dünn. […] Ich kenne aus dieser Probespieltournee etliche deutsche Städte, von den meisten aber nur den Weg vom Bahnhof zum Theater.“

Seit 2016 ist Matthäus Pircher, 25 Jahre jung, stellvertretender Solopauker und Schlagzeuger am Staatstheater Darmstadt. Parallel bereitet er seinen Studienabschluss vor: Sein solistischer Auftritt im 6. SINFONIEKONZERT ist gleichzeitig seine Abschlussprüfung für die Hochschule. Der Alltag eines Orchesterschlagzeugers hat es in sich, erzählt Matthäus Pircher: „Gegen acht geht’s los. Du brauchst Xylophon, Trommel, dann musst du noch ein bisschen Glockenspiel üben, Tamburin, Marimba, vielleicht noch Pauke, da bist du bei 6 Instrumenten. Wenn Du das jetzt alles nur eine Stunde machst, da bist du schon bei 6 Stunden. Und wenn vormittags und abends Dienst ist, übt man davor für kurze Zeit und dann am Nachmittag weiter, bevor abends wieder eine Probe oder Vorstellung beginnt. Und wenn man dazu noch den Drang verspürt, vorwärts zu kommen, teilt man sich den Tag so ein.“ Zusätzlich müssen Absprachen mit Orchesterbüro, dem Orchesterdirektor und den Orchesterwarten getroffen werden: Welche Instrumente werden für welche Stücke gebraucht? Wie wird alles aufgebaut? „Und natürlich sprechen wir Schlagzeuger uns untereinander vor jedem Konzert und jeder Oper ab. Wichtig ist vor allem, dass wir frühzeitig klären, wer was spielt, denn die schwierigeren Partien muss man intensiver üben.“

Matthäus Pircher denkt über seinen eigenen Leistungsanspruch nach: „So viel man auch übt, es ist auf Dauer nicht möglich, bei allen Instrumenten immer das gleiche Niveau zu halten. Wir haben ein riesiges Instrumentarium. Das fordert uns.“ Und dann wird im Konzert ja nicht nur ein Instrument gespielt: „Beim Neujahrskonzert zum Beispiel, da hatte jeder seinen Aufbau mit jeweils sechs Instrumenten, da bist du zwischen denen nur noch hin- und hergesprungen.“ Das erfordert Übung: „Man hat teilweise unterschiedliche Techniken für die verschiedenen Instrumente. Beim Solokonzert ist das so: Es wird ein ganz anderes Stück, wenn man nicht eine Stunde auf einem Instrument spielt, sondern alle fünf Minuten wechselt.“ Das hat Vor- und Nachteile: „Man muss sich zwar um viele Instrumente parallel kümmern und dafür sorgen, dass man alle auf einem Grundlevel hält, aber dafür ist es auch sehr abwechslungsreich – wie mein Beruf überhaupt.“ Im 6. SINFONIEKONZERT wird Matthäus Pircher das Schlagzeugkonzert vom James MacMillan spielen, ein Klassiker für Schlagzeuger. Die Melodie und der Text, die der schottische Komponist als Ausgangspunkt seines Konzerts nutzt, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Am Ende spielt der Schlagzeuger Röhrenglocken: hier ist „Veni, Veni, Emmanuel“ das effektvolle Ende.