Da ist eine Gesellschaft im Spiel der Selbstinszenierung - alle beherrschen ihre Rolle perfekt. Da ist ein Prinz, der dessen überdrüssig scheint, sich langweilt. Da ist Yvonne, die nicht mitspielt, sondern einfach nur da ist. Sie entzieht sich ihrem Gegenüber, kein Werkzeug der gesellschaftlichen Interaktion funktioniert bei ihr. Die Menschen um sie herum erhalten keine Reaktion und greifen ins Leere. Sie beginnen zu straucheln, ihre inszenierte Identität bekommt Risse.

Julia Scheichen-Ost, Textildesignerin und und freie Gestalterin aus Darmstadt war bisher aktive Spielerin in den Theaterwerkstätten des Staatstheaters Darmstadt. Dieses Jahr hat sie die Perspektive gewechselt: Sie begleitete den mehrere Monate andauernden Probenprozess der Theaterwerkstatt für Erwachsene als Zeichnerin und dokumentierte das Entstehen der Inszenierung „Yvonne, die Burgunderprinzessin" von Witold Gombrowicz. Für die Ausstellung wurden die Zeichnungen um ein Vielfaches händisch vergrößert, um den Eindruck eines großen Skizzenbuchs entstehen zu lassen. Dazu wurden 30 Bilder ausgesucht, die einen Überblick über den Probenverlauf geben. Sie sind in ihrem Ausdruck, ihrer Flüchtigkeit und Impulsivität kennzeichnend für die Dynamik des Probens im Theater: anfänglich zartes Herantasten, welches zunehmend einer größeren Sicherheit weicht, stetige Veränderung, Weiterentwicklung und Intensivierung. Die Figuren und die Beziehungsgeflechte schälen sich heraus.

juliascheichen-ost.de

Die Ausstellung ist ab dem 8.6.2018 bis zum Spielzeitende im Foyer der Kammerspiele zu sehen