Hie Jeong Byun (Leiterin der Notenbibliothek)

Wie sieht Ihre Arbeit aus? Wir sind für alle Produktionen im Haus verantwortlich, bei denen Notenmaterial gebraucht wird. Dies bedeutet, dass die Noten für die jeweiligen Abteilungen optimal vorbereitet und übergeben werden müssen. Bei Orchesternoten werden die Bogenstriche der Stimmführer*innen und Einzeichnungen der musikalischen Leitung in sämtliche Exemplare übertragen. Bei Operetten, Musicals und Ballettproduktionen, gibt es häufig regiebedingte individuelle Fassungen. Hier müssen daher musikalische Sprünge, Kürzungen oder Umstellungen in alle Stimmen eingetragen werden. Darüber hinaus gibt es nicht selten musikalische Einlagen oder Applausmusiken, deren Notenmaterial dann in der Regel von uns selbst hergestellt und in das Notenmaterial für jedes einzelne Pult eingefügt wird

Welches Studium ist hierfür schlau? Sind Sie Musikerin, oder haben Sie einen wissenschaftlichen Hintergrund? Für unsere Aufgaben ist aus meiner Sicht eine musikalische Ausbildung unerlässlich. Ich habe ein Hochschulstudium in den Fächern Komposition und Klavier in Korea und Deutschland absolviert.

Worüber freuen Sie sich? Haben Sie Lieblingskonzerte/-opern, die Sie mitbetreut haben? Ich freue mich, wenn die jeweilige erste Probe, sei es für ein Sinfoniekonzert, Teddybärkonzert oder eine Opernproduktion ohne einen Noten-Notruf ;-) läuft. Danach kann ich mir eine Kaffeepause gönnen.

Besondere Freude hatte ich mit der Produktion „Prometeo“ von Luigi Nono. Diese besondere Oper, die bis dahin ausschließlich von auf Neue Musik spezialisierten Ensembles aus der Handschrift des Komponisten einstudiert und aufgeführt worden war, sollte nun von unserem Hauschor im Rahmen der normalen Probenzeit realisiert werden. Allein das Lesen der handgeschriebenen Noten hätte in den Chorproben so viel Mühe erfordert, dass die Umsetzung nicht in das vorgegebene Zeitfenster hineingepasst hätte. Also habe ich mit einem Notensatzprogramm (und mit der Genehmigung des Ricordi-Verlages) die Noten für Chor und Solist*innen umgeschrieben und „normal“ lesbar gemacht. Es war für mich eine sehr arbeitsintensive Zeit, aber es war mir auch eine große Freude zu erleben, dass wir dieses Stück erfolgreich und mit viel internationaler Beachtung als erstes Opernensemble überhaupt zur Aufführung bringen konnten