Credit: Pascal Cholette
Seit einem Jahrzehnt bringt das „Tanzfestival Rhein-Main“, getragen vom Hessischen Staatsballett und Künstler*innenhaus Mousonturm, die Vielfalt des Tanzes in die Rhein-Main-Region. Es versteht sich als Ort für Vielstimmigkeit, an dem Perspektiven auf Migration, Erinnerung, Träume und gesellschaftliche Brüche künstlerisch sichtbar werden. Zum 10. Geburtstag des „Tanzfestivals Rhein-Main“ freut sich das Hessische Staatsballett, die atemberaubende Bandbreite des zeitgenössischen Tanzes willkommen zu heißen. Neben einer spektakulären Eröffnung darf Darmstadt auf eine aufstrebende belgische Kompanie und das Wiedersehen mit alten Bekannten gespannt sein.
Unter dem Jubiläumsmotto „Now or Never“ prägt allen voran der französische „Spotlight Artist“ Rachid Ouramdane die diesjährige Festival-Ausgabe. Die Eröffnung des „Tanzfestivals Rhein-Main“ am 30. Oktober im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt mit seiner grenzsprengenden Arbeit „Corps extrêmes“ thematisiert Risiko, Vertrauen und die Sehnsucht nach Freiheit. Einen weiteren Eindruck von Ouramdanes
Arbeit, kann sich das Darmstädter Publikum mit „Möbius Morphosis“ machen; eine Filmproduktion für die „Olympiade Culturelle Paris 2024“, die Tanz, Akro-batik, Musik und Gesang als monumentales Spektakel auf die Leinwand bringt. Ein Screening von „Möbius Morphosis“ findet am 9. November im Staatstheater
Darmstadt statt.
Die junge, genreübergreifende Company Mazelfreten aus Belgien bringt mit „Rave Lucid“ am 1. November die Energie der Electro-Dance-Szene auf die Bühne des Kleinen Hauses – ein Statement für Sichtbarkeit und Community. Wer mag, darf später am Abend dann noch selbst abtanzen bei der „Rave Party“ im Foyer des Kleinen Hauses.
Am 2. November geht es brisant weiter für alle, die sich einen mitreißenden Tanzabend gönnen möchten. Mit Nadia Beugré zeigt eine wichtige Stimme im zeitgenössischen Tanz mit afrikanischen Wurzeln in „ÉPIQUE! (pour Yikakou)“ in den Kammerspielen eine feministische Perspektive aus der Côte d’Ivoire und erzählt Geschichten weiblicher Widerstandskraft. Der portugiesische Choreograf Rui Horta verwebt im Anschluss im Kleinen Haus in „Glimmer“ Tanz mit der elektronischen Musik von Micro Audio Waves zu einem multimedialen Erlebnis.
Neben Workshops, Gesprächsformaten, einer „Choreografischen Werkstatt“ und dem beliebten „Tanztee“ bietet gegen Ende am 15. November vor allem der „Tanztag Rhein-Main“ Gelegenheit, selbst verschiedene Tanzstile auszuprobieren. Am gleichen Abend feiert auch das Hessische Staatsballett mit „Corps de Walk“ der Star-Choreografin Sharon Eyal in Darmstadt große Premiere. Grund genug auf der anschließenden Premierenparty, die gleichzeitig auch Abschlussparty des „Tanzfestivals Rhein-Main“ ist, den Tanz gebührend zu zelebrieren.
Corps de Walk mit dem Hessischen Staatsballett
Credit: DeDa-Productions
Im Juni wurde das Hessische Staatsballett in der Kritiker*innenumfrage des Fachportals Tanznetz auf Platz 2 der Spitzen-Ensembles im deutschsprachigen Raum gewählt. Ab 15. November kehrt die Kompanie mit ihrer neuen Produktion „Corps de Walk“ von Star-Choreografin Sharon Eyal ins Große Haus des Staatstheaters Darmstadt zurück.
Das Stück entstand 2011 als Auftragswerk für die norwegische Nationalkompanie für zeitgenössischen Tanz, Carte Blanche, deren künstlerischer Leiter Ballettdirektor Bruno Heynderickx zu dieser Zeit war. Er erkannte nicht nur das künstlerische Potenzial in der damals noch recht unbekannten Choreografin Eyal, sondern auch die Bedeutung, die das Stück für die künftige Entwicklung der modernen Tanzästhetik haben könnte: „Für mich ist ‚Corps de Walk‘ der Anfang von einem Trend. Mit diesem Stück hat Sharon Eyal einen Stilwechsel vollzogen – viel der für sie charakteristischen Kreationsweise ist hier bereits zu erkennen.“ Heute gilt das Stück als moderner Klassiker des zeitgenössischen Tanzes. Ein Grund mehr sich dieses stilprägende Werk in der Wiedereinstudierung des Hessischen Staatsballetts anzuschauen.