ein queeres Coming-of-Age nach Ovids „Metamorphosen“

In den letzten Jahren sind Diskussionen und polarisierende Meinungen über queere Menschen immer lauter geworden. Zwischen Befürwortung und Unterstützung, Neutralität und Unwissen, Hass und Ablehnung sind alle Positionen vertreten. Doch was bei diesen Grundsatzdiskussionen oft in Vergessenheit gerät: Die Existenz queerer Personen in unserer Gesellschaft ist nichts Neumodisches. So kommen sie zum Beispiel auch schon in den Mythen der alten Griechen, niedergeschrieben in Ovids „Metamorphosen“, vor. Aus einer dieser Erzählungen schuf Elena Kats-Chernin die Jugendoper „Iphis“. Bei Iphis Geburt wird entschieden: Iphis soll als Junge großgezogen werden – Mitspracherecht hat er nicht. Und so wächst Iphis heran, fühlt sich anders, nicht ganz in diese Welt passend – ohne benennen zu können, warum. Als er sich in die gleichaltrige Ianthe verliebt, gerät alles ins Wanken. Denn wie soll das gehen, wenn die zugeschriebenen Rollen nicht passen? Wenn es keinen vorgedachten und akzeptierten Weg gibt für einen Jungen, der sich (auch) als Mädchen fühlt und ein Mädchen liebt? Hochaktuell und einfühlsam zeigt die Oper auf, welche Konsequenzen es vor allem für junge Menschen haben kann, wenn Körper, Herz und gesellschaftliche Erwartung in scheinbar unvereinbare Richtungen zeigen. Gerade für junge Menschen ist diese Thematik relevant: Mehr als ⅔ der trans* und nicht-binären Menschen merken vor ihrem 18. Lebensjahr, dass sie queer sind, über 50% sogar noch vor ihrem 16. Geburtstag*. In der Schulzeit ist die Mehrzahl von ihnen dennoch nicht geoutet, oft weder öffentlich noch privat. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass über 70% der queeren Menschen gesellschaftliche Ablehnung in Form von Beleidigungen, Bedrohungen und Anfeindungen während ihrer Schulzeit erfahren. Auch werden in Schulen LSBTIQ*-Themen nur unzureichend oder überhaupt nicht adressiert. Für junge, queere Menschen heißt das: Sie leben ein verstecktes Leben und haben nur wenige bis keine Hilfestellungen, Auffangorte oder Ressourcen, um sich mit ihrer Identität und ihrem Platz in der Gesellschaft adäquat auseinandersetzen zu können. Diese frühe, gesellschaftliche Tabuisierung kann zu einer großen psychischen Belastung werden, isolierende und ausgrenzende Wirkung haben und bis zu suizidalen Gedanken führen. In einer Studie* gaben beispielsweise über 20% der queeren Befragten an, dass sie schon einmal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, diese Thematiken zu enttabuisieren und schon früh einen Zugang zu schaffen, der Raum für Sicherheit und Entfaltungsfreiheit bietet.

*basierend auf den Ergebnissen der dritten großen LGBTI*-Survey der EU-Grundrechteagentur (FRA) aus
dem Jahre 2024



Iphis
Jugendoper von Elena Kats-Chernin / Libretto von Richard Toop nach den „Metamorphosen“ des Ovid / in englischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln / empfohlen ab 11 Jahren

MUSIKALISCHE LEITUNG Neil Valenta
REGIE Florian Mahlberg
BÜHNE & KOSTÜM Margarita Bock
DRAMATURGIE Julia van der Horst
MUSIKALISCHE EINSTUDIERUNG Taehun Kim
Premiere am 19. Februar 2026, 20:00 Uhr | Kammerspiele
Weitere Termine: 28. Februar 2026

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