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„Dann steckt man uns in die Ehe, die mit der Liebe nichts zu tun hat. Wir zappeln wohl ein wenig zwischen den Eisengittern des Gehorsams und der elterlichen Autorität, aber endlich geben wir nach. Und dann lächeln wir als Bräute und fixieren unsere Gedanken auf die erste Schleppe, die sich so schön am Boden hinringelt, damit wir nicht weinen. 's ist ein Elend."
So schreibt die Autorin Elsa Asenijeff in ihren Tagebuchblättern einer Emanzipierten. Sätze, mit denen sie einer anderen Autorin, Jane Austen, die Hand reicht. Doch während wir uns an Austens Schaffen und Werk erinnern, wurde Elsa Asenijeff größtenteils vergessen. Sie hat es nicht geschafft: weder in den modernen literarischen Kanon, noch raus aus der Psychiatrie – oder wie die Nazis es nannten: eine Korrektionsanstalt für asoziale und arbeitsunwillige Erwachsene.
Zwischen der Jahrhundertwende und dem Beginn des ersten Weltkrieges war sie eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin von Lyrik, Essays und Erzählungen, die Titel tragen wie: „Tagebuchblätter einer Emanzipierten“ (1902), „Sehnsucht“ (1898) und „Aufruhr der Weiber“ und das „Dritte Geschlecht“ (1898). Nicht die Liebe, sondern eine Trennung war der Anfang ihres tragischen Schicksals. Sie verlor alles, ihre psychische Gesundheit und ihre finanzielle Grundlage. Nach Entmündigung und einer Diagnose der Queruliersucht schreibt sie ihren Gedichtzyklus „Aufschrei. Freie Rhythmen“ als letztes Aufbäumen gegen Staat und Patriarchat. Danach wird sie eingewiesen und bis zu ihrem Tod nie wieder in Freiheit sein. Ihre Anklage ist deutlich, ihre Worte sind kämpferisch, ihr Herz zeigt sich verletzlich.
Wie verstrickt sind Nähe und Abhängigkeit?
Am Staatstheater Darmstadt und am Deutschen Theater Berlin lesen wir Elsa Asenijeffs „Aufschrei. Freie Rhythmen“ als Erinnerung an diese Autorin und die widerständige Kraft, die Jede von uns in sich trägt. Als Liebeserklärung an alle Freundinnen, denen wir treu die Hand am Abgrund halten. An die Freundinnen, die um ihre Autonomie ringen. An die Freundinnen, die uns nerven mit ihren gequälten Herzen, die uns schwören lassen es anders zu machen. Bis wir selbst die Krise kriegen und fragen: „Kannst du vorbeikommen? Ich brauche dich.“
Einmalig produziert für den feministischen Kampftag am 8. März 2025 von Lena Katzer (Deutsches Theater Berlin) in Zusammenarbeit mit Carlotta Huys (für das Staatstheater Darmstadt).
Mit: Karin Klein
Produktion: Lena Katzer
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