Paul Linckes burlesk-fantastische Ausstattungsoperette „Frau Luna“ ist zurück auf unserer Bühne! Klaus Christian Schreibers launige Textfassung bewegt sich zwischen aktuellster Weltraumforschung und Science-Fiction. Alles beginnt mit dem großen Traum des physikbegeisterten Freddy Steppke: einmal zum Mond oder zum Mars reisen.
Freddy Steppke: Um meinen Traum von der Karriere als Raumfahrer bei der ESA umzusetzen – was würde da auf mich zukommen?
Thomas Reiter: Die Grundvoraussetzung ist zunächst ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches, medizinisches oder ingenieurwissenschaftliches Studium. Außerdem solltest du mindestens eine Fremdsprache sprechen, eine gute Fitness haben und nicht zuletzt ein Teamplayer sein – das ist definitiv kein Job für Einzelkämpfer. Sobald du es durch das Auswahlverfahren geschafft hast, beginnt die eineinhalbjährige Grundausbildung: Astrophysik, Orbitmechanik, Funktionsweisen der Lebenserhaltungssysteme, Triebwerke und Systeme. Dazu kommt die Sprachausbildung, meistens Russisch, inzwischen auch Chinesisch. Mit diesem erlernten Handwerkszeug kannst du dann für eine Mission vorgeschlagen werden und würdest dann weitere eineinhalb Jahre für die spezifischen Aufgaben der Mission trainieren und Simulationen machen, bevor es wirklich losgeht.
Ich wünsche mir die Reise zum Mond auch mit der Hoffnung, „Heldenstatus“ zu erlangen. Spielt für Sie Heldentum in der Raumfahrt eine Rolle?
Nein, überhaupt nicht. Sicher war die erste Landung auf dem Mond von Neil Armstrong und Buzz Aldrin für mich ein äußerst prägender Moment: Die Tatsache, dass Menschen auf der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers standen, hat mich damals unglaublich begeistert und tut es heute noch in gleicher Weise. Die beiden waren Pioniere. Mit dem Begriff des Heldentums habe ich aber heute noch meine Probleme; für mich waren sie damals eher Vorbilder, weil sie eine so lange Ausbildung gemacht und es schließlich geschafft haben. Diese Vorbildfunktion nehme ich heute sehr ernst und nutze sie, gemeinsam mit meinen Kolleg*innen, um die Begeisterung für diesen Beruf weiterzugeben.
Der Blick vom All hinab zur Erde hat uns Menschen zum ersten Mal gezeigt, wie schön unser Planet ist – und wie zerbrechlich. Welche gesellschaftspolitische Verantwortung obliegt der Raumfahrt?
Jeder, der einmal die Gelegenheit hatte, unseren Planeten aus der Außenperspektive zu sehen, ist einerseits von der unfassbaren Schönheit begeistert und andererseits von der unglaublichen Verletzlichkeit erschrocken. Es ist ein erschütterndes Erlebnis, wenn man von dort oben mit bloßem Auge erkennen kann, wie viel Leid der Mensch der Natur zufügt. So sieht man zum Beispiel riesige Rodungsflächen in den Urwäldern ohne Teleskop und man erkennt, wie hauchdünn die Atmosphäre nur noch ist. Da ist es mehr als offensichtlich, dass wir alles dafür tun sollten, unsere Natur zu erhalten. Dasselbe gilt für bewaffnete Konflikte, die man aus dem All sehen kann. Vielleicht hilft uns der Außenblick dabei, um die Erkenntnis zu gewinnen, dass wir die großen Probleme auf diesem Planeten nur lösen, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen.