Schauspieler Hans-Christian Hegewald, seit der Spielzeit 2018/2019 am Staatstheater Darmstadt, begeistert regelmäßig durch seine fulminanten tragikomischen Talente. Ob als Silvio in „Der Diener zweier Herren“, Hänsel in „Der Räuber Hotzenplotz“, Nikita in „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“, Dramaturg in „Staatstheater represent“ oder zuletzt als obdachloser Banker in „Königin Lear“ – die Sympathien des Publikums sind auf seiner Seite.
Nun kommt mit „Showtime (ein enttäuschender Abend)“ ein Solo-Programm mit Hegewald auf die Bühne, eine Uraufführung, ihm auf den Leib geschrieben von Autor und Regisseur Felix Krakau.
Woher kennst du denn Hans, Felix?
Hans uns ich kennen uns aus dem Studium an der HfMDK Frankfurt, wo ich zwei Jahrgänge über ihm studiert habe. 2016 haben wir da bereits einen Monolog zusammen erarbeitet, was und beiden viel Freude bereitetet hat. Und eine ebenso große Freude ist es, das jetzt fortsetzen zu können.
Wie kamst du auf die Idee zu "Showtime"? Wie ist der Text entstanden?
Die Idee zu dem Abend entstand tatsächlich im gemeinsamen Austausch mit Hans und gestartet sind wir wirklich bei Null: Was würde er gerne spielen, was würde ich gerne sehen, was sind Themen, an denen wir gerade dran sind und was ergibt Sinn in dem Format „Solo-Abend“? Gelandet sind wir dann schnell bei der Faszination für Menschen, die auf irgendeine Weise kurz vor dem Ziel gescheitert sind (beim 100-Meter-Lauf, bei der Reise zum Mond, beim Casting oder auch vor der entscheidenden Frage beim Candle-Light-Dinner) – und bei der Frage, was Strategien sein können, mit diesen Enttäuschungen umzugehen, die jeden Tag vor unserer Haustür lauern.
Wovon erzählt nun das (fast fertige) Stück?
"Showtime" ist ein Abend über große und kleine Enttäuschungen, über saure Milch, gescheiterte Beziehungen und defekte Drehbühnen. Ein lustvolles und gar nicht deprimiertes Nachdenken über eine Welt, die aufs Große und Ganze gesehen mehr Enttäuschungen produziert als Gründe zur Freude. In der es immer Menschen gibt, die gewinnen und Menschen, die verlieren und dazwischen wenig Graustufen. Gerade auch im künstlerischen Bereich, im Theater, wo hinter jedem Engagement meistens zehn Absagen stehen, in der es immer jemanden an der Rampe gibt – und die dahinter.
Dabei geht es aber nicht so sehr um private Enttäuschungen von Hans oder mir, sondern darum, in aller Heiterkeit einen theatralen Raum zu öffnen für die Feststellung: Ja, wir alle werden dauernd enttäuscht, aber damit sind wir nicht allein und es ist auch nicht unsere Schuld. Also machen wir das Beste draus und lassen wir uns gemeinsam enttäuschen! Öffnen wir einen Raum für unsere Enttäuschungen. Nehmen wir uns alle Illusionen. Und das im Theater!
Gibt es die Figur des Universalschauspielers im echten Leben? Wieviel echte Realität steckt in Davids Schilderungen vom Theaterlife?
Die Figur des Universalschauspielers ist letztlich nur ein narratives Vehikel, um in den Abend zu kommen und als eine Art moderner Clown eine Parabel auf alle Zu-kurz-Gekommenen, auf die liebenswerten Loser, auf alle Lebensmodelle mit zwölf Standbeinen, auf uns alle, die wir jeden Tag improvisieren müssen und das Gefühl haben, nicht hinterher zu kommen mit dem, was wir unser sog. Leben nennen. Wobei man natürlich schon den Eindruck bekommen kann, dass angesichts all der Ausfälle, Umbesetzungen und Neuprogrammierungen in der Corona-Zeit viele in der Branche zu Universalschauspieler*innen geworden sind. Die Schilderungen aus dem Theaterlife sind also die volle Wahrheit und gleichzeitig komplett gelogen.
(Die Fragen stellte Judith Kissel)