Der Nussknacker

… dass das Ballett bei der Uraufführung 1892 am Petersburger Marinski-Theater durchgefallen ist? Allerdings feierte die „Nussknacker-Suite“ Erfolge auf den Konzertpodien. Erst nach der russischen Revolution gelangte das Stück in den Westen; Mitte der 1950er Jahre inszenierte es George Balanchine in den USA. Seither ist es dort – mehr noch als „Schwanensee“ – der Inbegriff für klassisches Ballett.

… dass Tschaikowski für die Instrumentierung seines Orchesterapparats zu durchaus ungewöhnlichen Instrumenten griff? Neben Kindertrompeten und -trommeln sind auch Kuckuck- und Wachtel-Klänge zu hören. Außerdem hatte der Komponist in Paris ein seltsames Ding ausfindig gemacht, ein hohes Glockenspiel mit Klaviertastatur. Er war von dem überirdischen Klang dieser französischen Erfindung dermaßen angetan, dass er es kaufte. Die Celesta verlieh seiner „Zuckerfee“ in Der Nussknacker ihr unverkennbares Gepräge.

… dass Strawinski Tschaikowski als einen „begnadeten Melodiker und großen Komponisten“ lobte? Er besitze „von Natur aus drei Gaben: Einfachheit, Ursprünglichkeit und Spontaneität.“ Er ließ sich für mehrere seiner eigenen Werke von Tschaikowski anregen. Außerdem bereitet Der Nussknacker mit seinem divertissementartigen zweiten Teil die Ballettreform von Michail Fokine und die „Russischen Ballettsaisons“ von Sergej Diaghilew vor. Ohne „Nussknacker“ kein „Petruschka“.

… dass Tschaikowski der erste wirklich europäische Komponist war? In Russland galt er als „westlich“; die Deutschen warfen ihm „asiatische Wildheit“ vor, wozu noch ein „störender französischer Einfluss“ kam. In Paris hingegen fand man ihn zu „germanisch“: ein Nachahmer Beethovens, viel weniger „typiquement russe“ als der beliebte Rimski-Korsakow. Klaus Mann sagte über ihn: „Er war ein Emigrant, ein Exilierter, nicht aus politischen Gründen, sondern weil er sich nirgends zu Hause fühlte. Er litt überall. Schließlich kam der Ruhm, diese ironische, meist verspätete Kompensation für ein Martyrium, für das es keine Bezahlung gibt und keinen Trost.“

… dass Tschaikowski ein Vater der Filmmusik ist? Schon in der Stummfilmära, als Kinovorführungen von Pianisten oder Kinoorganisten live begleitet wurden, wurden Melodien aus dem „Nussknacker“ entlehnt. Große Filmkomponisten der frühen Tonfilmära bedienten sich ebenfalls aus Tschaikowskis Melodienschatz. So wurde
der Horrorstreifen „Die Mumie“ mit Boris Karloff in der Titelrolle mit Musik von Tschaikowski unterlegt. 1940 gestaltete Walt Disney einen Teil seines legendären Streifens „Fantasia“ mit Ausschnitten aus der „Nussknacker-Suite“.

… dass der beste Nussknacker aus dem Erzgebirge kommt? So entschied es ein Test aus dem Jahr 2018, berichtet die Süddeutsche Zeitung: „Friederich Wilhelm Füchtner hat ab 1870 Figuren wie König oder Husar als Spott für die Obrigkeit entwickelt… Sie sollten auch einmal die Zähne zusammenbeißen.“
(Karin Dietrich)


Der Nussknacker