Aber es gehört auch zu einer guten Diskursqualität und zum Mitnehmen von Leuten, die eigentlich Widerstände haben dazu, dass man vielleicht mit ihnen kommuniziert auf eine Weise, dass man nicht sagt, ich verbiete Dir das und jenes. Sondern eben sowas wie: Hey, Du kannst eigentlich total viel Lebensqualität haben und zwar ohne dieses Ding hier.
Ich glaube, es klingt jetzt ein bisschen positiv und ich glaube, es geht auch nicht an jeder Stelle. Und an manchen Stellen kommt man vielleicht auch um Ordnungspolitik nicht drum herum, das mag sein.
An anderen Stellen geht es aber vielleicht auch ein bisschen hoffnungsfroher oder so.
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Im März 20 kam Covid-19. Wir hatten Angst. Wir flohen. Vor uns selbst. Wir suchten vergeblich nach Glück in falschen Welten und es zog uns in einen Strudel immer neuer Notlagen - materieller, mentaler, in jedem Fall psychischer Art. Wir sprachen nicht darüber. Nicht über Einsamkeit, Isolation. Nicht über Verzweiflung. Und so kam, was kommen musste.
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04.03.21
Wir lagen auf Treppenabsätzen
Unter Fetzen
Unter den Arkaden
Vor dem Laden
Lagen an den Haltestellen
Wir lagen auf Fellen
Lagerten am Hauptbahnhof
Wir schliefen tief im Wald
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Corona ist für mich – ich weiß nicht. Da kann ich nichts mit anfangen. Ich erzähl das Ihnen deshalb, weil ob das Corona heißt oder sonst wie - mein Mann war kerngesund und fällt tot vom Stuhl. Das kann mir auch passieren, da brauch ich kein Corona dazu. Die Leute, bestimmt die Hälfte stirbt, weil sie Angst haben, garantier ich Ihnen. Die haben Angst vor Corona. Ich hab gar keine Angst.
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01.03.21
Also die Deutschen sind so, wenn sie einen Fehler machen, machen die Regeln draus, oder? Wird ein Fahrradfahrer angefahren, machen wir den Fahrradweg größer.
Was soll das? Warum wird da nichts bei den richtigen Problemen gemacht?
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Wir putzten, putzten mehr als je zuvor, wir putzten, zogen die Betten unserer Kinder ab, wir ließen die Betten unsere Kinder stehen, wo sie standen, wir sortierten Gummifische, Playmobil, Bauklötze...
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Wir schnitten unseren Kinden ihre Haare, wir wollten lesen, schauten aus dem Fenster, wir gaben nicht die Hand, wir stiegen mit unseren Kindern auf einen Berg, wir waren ganz allein, wir waren ganz allein mit unseren Kindern...
Wie ist die Politik in Darmstadt?
Hm, also als liberal würde ich sie nicht beschreiben, glaube ich, aber es ist zumindest so, dass niemand vertrieben wird.
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Wir hatten hier auch viele Menschen, die zu Lebzeiten ihre Bestattung regeln, und dann haben uns ältere Menschen aus Altersheimen angerufen und um Hilfe gebeten, die gesagt haben, es gab ja hier in Darmstadt auch Häuser, wo Corona ausgebrochen ist.
Altenheime, die gesagt haben, ich bin hier eingesperrt, rechts krank, links krank, ich habe Angst um mein Leben.
Darf ich nachfragen, die haben Sie angerufen…
Die haben uns angerufen, weil sie sonst niemanden haben.
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Wir waren gestern aus! Ja, richtig - aus! Wir waren gestern in der Krone, in der goldenen. Ja, richtig. In der Krone! Und wir haben dort gestreamt. Viel zugehört. Wir haben gestern in der Krone mitgesprochen. Wir sind hin- und hergesprungen zwischen Telefon und Instagram, dem Drucker, dem Kostüm. Wir lasen Texte in der Krone, in der goldenen. Wir spielten letztlich endlich mal Theater, wieder.
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25.02.21
Uns ging es wirklich gut. Uns ging es jetzt inzwischen wirklich gut. Bei uns war schön. Bei uns war Mond, wenn wir aus unserem Fenster schauten. Uns verband der gleiche Mond. Wir badeten im Wald. Wir badeten mit Freunden in dem Wald. Bei uns war Mond.
Und uns verband der gleiche Wald. Wir strebten die Lizenz an als die Bademeisterin im Wald. Wir gingen in den Wald. Wir badeten im Mond. Wir tauchten in den Wald. Wir öffneten die Sinne.
Machten unsere Augen auf. Wir aßen Beeren, wenn die Jahreszeit geeignet war. Wir machen unsere Münder auf. Wir machten unsere Münder für den Mond auf. Uns verbanden unsere Münder. Uns verband die absichtslose Luft. Wir waren nicht im Wettkampf. Uns verband der absichtslose Wald und uns beschien der absichtslose Mond. Der Mond schien ohne Unterschied, wir waren nicht im Wettkampf um den Mond. Das Mondlicht reichte aus für Köln, das Mondlicht reichte aus für Darmstadt. Köln und Darmstadt, Dresden, Strahlen waren nicht im Wettkampf um die absichtslose Luft. Köln, Dresden, Darmstadt öffneten die Münder. In die Münder Kölns und Dresdens, Darmstadt schien der absichtslose Mond. Die weiße Beere an dem Frühlingshimmel band uns an die Absichslosigkeit und gross die Wettkampflosigkeit auf Darmstadt. Köln und Strahlen und wir übten Leichtigkeit. Und übten Mondschein, übten Münderöffnen, übten wenig tun, wir lernten wenig tun, wir lernten strahlen, lernten weniger. Wir tranken Mondschein, lernten Mondsein, badeten im Wald und badeten in einer viel zu frühen Frühlingsnacht in Köln und badeten in einer viel zu frühen Frühlingsnacht in Darmstadt. Badeten im Jetzt. Wir badeten zusammen.
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24.02.21
Wir sprachen mit den Menschen auf den Treppen des Staatstheaters.
Sie übersetzten die Sätze, die auf unseren Stoffbahnen standen. Und vieles weitere.
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Ich kann sogar sehr gut über mich nachdenken. Ich denk tagtäglich über mich nach.
Über das, was ich mache, das, was ich tue. Wie ich mit anderen Menschen umgehe, oder wie auch immer. Wenn ich mit Menschen in Kontakt trete, dann bin ich einfach nett und freundlich. Und das muss auch so sein, finde ich. Und auch jeder, der das anders sehen sollte, hat auch einen an der Waffel, finde ich.
Ich bin halt so erzogen worden, kann man auch sagen. Ich habe schon eine gute Erziehung genossen, also von daher leb ich das auch so.
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Da kam dann so ein Sack, der wurde dann mit so einem Reisverschluss zugemacht und das war es dann. Ich durfte den Sack dann gar nicht mehr aufmachen.
Sonst hat man, wenn die Leute gestorben sind, denen noch was anderes angezogen. Aber der Sack war zu, der wurde versiegelt, und fertig wars. Und dann ist sie halt verbrannt worden. Das ging dann ratzfatz.
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22.02.21
Und jetzt, was bleibt jetzt noch als Unterschied, zwischen dem chinesischen Ansatz und dem deutschen? Ich glaube, da gibt es schon große Unterschiede, und ein wesentlicher ist, und das hat jetzt wieder mit diesen technischen Strukturen zu tun, dass man erstmal in China, glaube ich, versucht, diesen Inzidenzwert auf Null zu bringen. Das ist eigentlich der einzig akzeptable Wert. Während wir ja, eigentlich viel intelligenter, würde ich jetzt sagen, obwohl sich das in der Realität nicht immer so darstellt, eigentlich sagen, so ein Virus, der ist jetzt da, das ist jetzt Teil unserer Lebenswelt.
Wir müssen halt sehen, wie wir damit leben können. Und das heißt jetzt, na klar, darf sich nicht zu schnell ausbreiten. Dann werden die Krankenhäuser zu voll, und so weiter und so fort. Aber wir bilden uns auch nicht ein, dass wir ihn ganz auslöschen werden.
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Mutant, der, Mutante, die Genitiv des Mutanten, der Mutanten, dem Mutanten der Mutanten, den Mutanten die Mutante, die Mutanten Plural (1) durch Mutation verändertes Individuum Gebrauch Biologie (2) Junge, der im Stimmbruch ist Gebrauch österreichisch veraltet zu (1) auch gleichbedeutend Mutation, die Mutation, der Mutation, die Mutation, die Mutationen, der Mutationen, den Mutationen, den Mutationen
zu lateinisch mutans, 1. Partizip von mutare, dazu auch mutatio mutationis Änderung, Austausch, Veränderung, Wandlung, Wechsel, spontane Veränderung, künstlich erzeugte Veränderung, Stimmbruch, Stimmwechsel, Umschwung, Wandel Wandlung, Wechsel
schweizerisch veraltend dazu auch mutieren, dazu auch mutiert, dazu mutabel, veränderlich, mutabel, variabel, wechselhaft,
Betonung Mutant
Worttrennung Mu|tant
bzgl. einer DNA-Variante, einer mutierten genetischen oder einer mutierten organischen Struktur bzw. eines mutierten Lebewesens synonym verwendet, wobei (der)Mutant und (die)Mutante beide den Plural (die)Mutanten bilden, so dass bei den Mutanten (pluralisch) nicht erkennbar ist, ob (der)Mutant oder (die)Mutante in die ebenfalls synonymisch verwendeten Komposita (der) Virus-mutant oder (die) Virus-mutante oder (der) Corona-mutant bzw. (die) Corona-mutante oder (der) Covid-mutant bzw. (die) Covid-mutante eingegangen ist.
Mutant, der und Mutante, die = Paronym kein sachlicher Bezug zu mutilieren med. fachsprachl. Verstümmeln, entstalten, entstellen, schlimm übel zurichten
populär s. a. Mutant – das Grauen im All
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Was Sie da sehen ist, dass die Geschäftsbeleuchtungen wegfallen, die sie sonst haben, das ist in der Tat dunkler, die Straßenlaternen machen immer nur einen Teil aus, der Rest kam immer aus den Geschäftsbeleuchtungen. Das ist, was sie da sehen, oder nicht sehen.
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Wie konnte das denn jetzt passieren? Bislang wart ihr doch immer verschont. Aber das war dann halt die gleiche Antwort: Man kann das halt nicht verhindern und irgendwann kommt´s halt und das lässt sich jetzt auch nicht mehr nachvollziehen, das kann man halt nicht. Aber so alles in einem war das eigentlich eine gute Kommunikation mit den Angehörigen.
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Anneliese - ein Raum in Erinnerung an eine Darmstädterin
13.02.21
Wir saßen am Telefon. Es war so still bei uns. Wir warteten darauf, dass uns jemand anrief. Irgendwer. Egal, wer.
Wir starrten das Telefon an. In unserer Wohnung herrschte dröhnende Stille. Wir hörten das Ticken der Uhr. Wir hörten das Knacken des Holzfußbodens. Wir hörten den Motor des einzigen Autos, das vor unserer Wohnung an der roten Ampel wartete. Wir hörten das einzige Auto, das vor unserer Wohnung an der roten Ampel gewartet hatte, wegfahren. Dann war es still. Wir hörten das regelmäßige Klacken der Signalanlage für Sehbehinderte. Das Knacken in der Heizung. Wir waren allein. Wir saßen im Wohnzimmer am Telefon. Es war so still bei uns. Warum rief uns niemand an? Mochte uns keiner? Wählte nicht einmal jemand aus Versehen unsere Nummer? Nicht einmal unerwünschte Werbeanrufe kamen bei uns an? Werbeanrufe waren bei uns gar nicht unerwünscht. Wir wünschten uns Werbeanrufe für Lottospiele in Spanien. Wir sehnten uns nach Werbeanrufen für Potenzmittel aus Mittelamerika. Wir wünschen uns eine Energieberatung eine Prüfung usneres Computersystems durch Microsoft einen Abgleich unserer Kreditkartennummer herbei. Aber es war still. Bis auf das Heulen des Windes in den leeren Straßen Darmstadts war es still. Bis auf das Knacken der Zweige vor unserem Fenster. War es still bei uns. Wir warteten darauf. Wer rief uns an? Wer traute sich? Lebten wir wirklich in so finsteren Zeiten? In so stillen Zeiten? Wer rief uns an?
12.02.21
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Wir dachten nach,
wir merkten, dass wir nur ins Leere starrten,
wir rechneten,
wir waren pleite,
wir waren insolvent,
wir badeten in Selbstmitleid, fingen von vorn an...
11.02.21
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Wir haben gelesen, in welchem Arbeitsheft wir unsere Matheaufgaben machen sollen.
Wir haben gleich die Augen verdreht.
Die Aufgaben sind für uns wirklich sehr, sehr leicht.
Wir machen es nur, wenn wir bei unserem neuen I-Pad gucken können, wieviel Münzen wir bei Lego Tower verdient haben.
Unser Vater ist wieder da.
Unser Vater sagt, ok, aber dann machen wir es bitte fertig vorher, ja?
Wir kommen nach ein paar Minuten wieder rein.
Wir haben nur eine von zwei Seiten gemacht
Wir wollen die zweite Seite nicht machen.
Unser Vater sagt, ok, er macht zwei von drei Spalten, dann können wir beim Pad gucken, ok?
Unser Vater macht es schnell und trägt die Zahlen ein.
So sieht aber unsere Schrift nicht aus.
Unsere Lehrerin merkt das.
Unser Vater bemüht sich, unsere Zahlen zu imitieren.
Hauptsache, wir haben das hinter uns.
Wir gucken fasziniert auf unser Pad, während unser Vater klärt, wie wir die Videokonferenz gleich machen können.
Die avisierte, schnelle Installation der Anton-App auf unserem neuen Gerät geht daneben.
Wir müssen auf dem Handy die Anton-App machen.
Das kriegen wir hin.
Wir kriegen einen Rückmeldebogen.
Wir tragen oben unseren Namen ein.
Wir schätzen uns selber ein.
Haben wir alle Aufgaben bearbeitet?
Haben wir insgesamt ordentlich gearbeitet?
Haben wir im Kaibu-Arbeitsheft gewissenhaft und ordentlich gearbeitet?
Haben wir Plusaufgaben, Tauschaufgaben und Platzhalteraugaben oft richtig gerechnet?
Haben wir die Muster im Rechen-Arbeitsheft ordentlich fortgesetzt?
Haben wir sie nicht ordentlich fortgesetzt?
Haben wir sie gar nicht fortgesetzt?
Haben wir sie alleine fortgesetzt?
Haben wir sie nicht alleine fortgesetzt?
Hatten wir Hilfe dabei?
Die Lehrern vermutet, dass wir Hilfe hatten.
Haben wir unsere Muster ordentlich in unser kleines oranges Rechenheft gezeichet?
Haben wir eigene Sätze zu Kari geschrieben?
Haben wir eigene Sätze zu Bu geschrsieben?
Haben wir beim Schreiben an den Abstand zwischen den Wörtern gedacht?
Haben wir beim Sätze-Schreiben an den Punkt und den großen Satzanfang gedacht?
Wie finden wir den Hefteintrag im grünen Heft?
Wir kreuzen sechsmal mit grünem Filzstift den lächelnden Smiley an.
Wir kreuzen dreimal mit grünem Filizstift den lächelnden Smiley an.
Wir kreuzen den traurigen Smiley keinmal an.
Wir finden, wir haben gut gearbeitet.
Unsere Lehrerin schreibt darunter, dass sie es toll findet, dass wir so fleißig unsere Hausaufgaben machen.
Sie bittet uns, diese Woche ordentlicher zu malen.
Sie weiß, dass wir das können.
Sie malt mit lila Tinte noch eine Sprechblase an den Smiley mit geradem Mund.
Der Smiley mit geradem Mund sagt, wir sollen bitte ordentlicher malen.
Unser Vater lächelt und sagt, das sei doch schön.
Ist innerlich wütend.
Ist äußerlich wütend.
Sagt im Nebenzimmer am Telefon zu jemand anders, unsere Lehrerin soll die Fresse halten.
Sagt mit hysterischem Lachen im Nebenzimmer am Telefon, was das denn für eine verdammte übergriffige Scheiße sei.
04.02.21
Unser Bild sieht richtig gut aus.
03.02.21
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02.02.21
Die Videokonferenz gelingt uns. Wir bauen bis kurz vor Beginn noch an unserem Lego und kommen ganz knapp rein, aber erfolgreich.
Wir scannen schnell die Aufgaben. Das meiste haben wir schon vorab gemacht.
Die Matheaufgaben müssen wir noch.
Sie sind uns aber schnell zu langweilig.
Wir könnten statt der gemachten Deutschaufgaben noch ein Gedicht lesen.
Wir sagen: keine Zusatzaufgaben.
Wir sagen: naja, ok.
Wir lesen zu schnell.
Wir korrigieren uns.
Wir lesen nicht zu schnell.
Wir wollen weiter Lego bauen, weil wir ja eigentlich schon fertig sind.
Die Kunstaufgabe mit den Klecksbildern finden wir eigentlich gut.
Nach der Pause gelingt es uns aber gar nicht.
Unser Bruder kommt immer wieder rein.
Wir sehen nicht mehr ein, dass wir das machen sollen.
Die Farbe verläuft nicht so gut wie bei den Klecksbildern, die wir schon mal in einem Malkurs gemacht haben.
Das ärgert uns sehr.
Wir hatten angekündigt 7 Bilder machen zu wollen.
Am Ende haben wir zwei gemacht, die leider wirklich nicht so schön sind.
In der zweiten Videokonferenz waren wir gestern sehr stolz.
Heute sind wir es nicht.
01.02.21
Unsere Lehrerin verschwindet kommentarlos aus dem Bild.
Ein Freund von uns fängt an, sein gebautes Lego den anderen zu zeigen, holt nach und nach immer mehr von seinem Lego und freut sich sehr, dass wir gucken wollen.
Unsere Lehrerin meldet sich mit Maske im Bild zurück.
Sie fragt uns, ob wir alles verstanden hätten.
Wir haben nichts gehört.
Sie sagt uns, das wäre schade, sie hätte den Schulhund vorgestellt, aber dann vielleicht beim nächsten Mal.
31.01.21
30.01.21
Wir kleben die Figuren auf ein großes Blatt.
Wir müssen noch ein großes Blatt ankleben, damit alles draufpasst.
Wir kleben wir ein großes Blatt an.
Jetzt passt alles drauf.
Um 10:30 Uhr gehen wir in die zweite Videokonferenz.
Wir zeigen sehr stolz das fertige Bild.
Sonst schalten wir die Kamera immer ab.
Dafür lohnt es sich anzuschalten.
29.01.21
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28.01.21 Wir gehen ja gar nicht so sehr wegen der Bilder ins Museum oder wegen der Aufführung ins Theater.
Wir gehen, um Leute zu gucken.
Wir gehen, um Popcorn zu essen.
Wir gehen, um Lachsbrötchen zu essen.
Für uns ist vieles zu ersetzen, der Blick über die Schulter in den Zuschauerraum nicht, der das Flüchtige streift.
Der das Zufällige streift.
Der das Unerwartete streift.
Der wahrnimmt, um wieder zu vergessen.
Unser Blick bricht sich immerzu am Altbekannten.
Unser Blick bricht sich am Eigenen.
Unser Blick gerät aus der Übung, was das Überraschende betrifft.
Was das Ungeahnte betrifft.
Was das Lästige betrifft.
Wir werden immerzu misanthropischer.
Wir blocken uns den Morgen.
Wir versuchen, das Tageslicht für einen Aufbau zu nutzen.
Es könnte sein, dass wir zu fertig sind, um noch konstruktiv mithalten zu können.
Wir lesen einen Artikel aus der Monde diplomatique über die missbräuchliche Verwendung von "Vulnerabilität" im politischen Diskurs.
Wir wissen, dass "wir" eine Exklusionsvokabel ist.
Wir wissen, dass das Ganze das Unwahre ist.
Wir wissen, dass Adorno immer noch trifft, wenn nicht gar stimmt.
Was lesen im Zug.
Wir werden zur Matrix.
Wir werden präsidial getröstet.
Die Kanzlerin appelliert dringlich an uns.
Die Kanzlerin will die Verantwortung an uns weitergeben.
Wir sind der hilflose Versuch in der Krise.
Wir sind wer.
Wir sind wieder wer.
Wir sind wer gewesen.
Wir sind wir gewesen.
Wir sind mutmaßlich positiv besetzt.
Wir sind die Vergangenheit.
Wir waren die Vergangenheit.
Wir waren das Volk.
Wir schaffen das.
Wir markieren eine bewusst freigelassene Leerstelle in der politischen Verantwortung.
Wir wollen gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, dass man eventuell mehr verlangen könnte als ein brüchiges Regelwerk, unter dem jede Woche Tausende Menschen sterben.
Wir sind eine Behauptung.
Wir sind eine feindselige Behauptung.
Wenn wir das nicht hinbekommen, sind wir schuld!
Wir überlegen nach dem Pressegespräch, dass wir besser alles absagten.
Wir können eigentlich nicht mehr besser werden.
Alle sind so begeistert von unserer Idee.
Da kommen wir in der Realisierung eigentlich nicht mehr drüber.
Wir sind erschöpft.
Wir mögen nicht mehr raus.
Wir schauen uns mit dem Dürüm in der Hand Bessungen an.
Mehr schaffen wir heute nicht mehr.
Wir gehen durch die Stadt.
Wir machen einen super unkomplizierten, hochprofessionellen Schnelltest.
Wir suchen uns online einen Termin aus, zahlen 40 €, fahren schnell hin, machen 1 Minute Abstrich, und checken 15 Minuten später unser Ergebnis per Qr-Code.
Wir sagen: Oh.
Wir sagen: Gut.
Wir sagen: Top!
Wir finden das geil.
Wir lieben es, wenn dinge reibungslos funktionieren.
Wir zahlen mit PayPal.
Wir treffen uns im Zoom.
Wir tragen weiße Sweater mit Team Now oder Jetzt.
Wir tragen alles, was uns gegeben wird.
Wir finden Darmstadt schön.
Es ist die Stadt unserer Träume.
Wir gehen durch die Stadt.
Wir haben so eine selbstreferentielle Verzweiflung.
Wir sehen richtig viele Todesanzeigen.
Wir sehen eine endlose Begräbniscollage.
Vor allem ist es auch härter, als wir dachten.
Die Lebenden und die Toten verschwimmen vor unseren Augen.
Wir müssen pausieren, wir müssen Frühstück machen.
27.01.21
Wir laden zu einem geplanten Zoom-Meeting ein. Wir sind arbeitslos, aber das ist okay.
Wir taumeln schlaftrunken in die Küche. Das Meeting ist noch an für uns. Das Meeting läuft für uns noch weiter.
Beim Putzen wird uns nochmal klarer, dass dieses Suhlen im Leid, unsere täglichen Zahlen des RKI, Drostens Augenbrauentänze (+sinnliche Lippen!), Wielers heisere Stimme, die omnipräsente Angstlust an den apokalyptischen Szenarien - all das hat Nietzsche in der Genealogie der Moral schon mal doll analysiert.
Wir sind wohl doch noch immer glücklich in der christlichen Sklavenmentalität.
Leiden sehen tut wohl, sagt uns F.N., denn was anderen geschieht, geschieht uns selbst ja gerade nicht.
Wir beschwören die "strafende Natur", wir beschwören unser Hilfskonstrukt.
Wir wollen nicht die unangenehme Leere des Himmels annehmen.
Wir wollen lieber von höherer Gewalt streng gezüchtigt werden, als selbst verantwortlich zu sein.
Und dann alle so: WIR.
Wir fühlen uns unsicher.
Wir sind zufrieden, wenn wir weiter so vor uns hin produzieren dürfen.
Wir ziehen uns was raus.
Wir spielen rum.
Wir sammeln.
Wir sind im Eichhörnchenmodus.
Wir finden das irgendwie eine schöne Utopie.
Wir hören Sleaford Mods.
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Unsere weißen Reebok-Sneaker werden uns vor der Haustür geklaut.
Wir hängen einen Zettel auf und bitten um Rückgabe. Wir stellen fest, dass wir nicht genau wissen, wie man Reebok schreibt.
25.01.21
Wir besichtigen den Leerstand. Wir begehen die Außenstelle. Wir nennen den Leerstand Außenstelle. Wir sind vom Arbeitsschutz.
Wir fertigen ein PDF an.
Wir markieren grün, was erledigt ist.
Wir markieren gelb, was in Arbeit ist.
Wir markieren rot, was offen ist.
Wir sehen in den Räumlichkeiten keine Heizung.
Wir brauchen in Arbeitsräumen mit überwiegend Sitzender oder Stehender Körperhaltung einen Mindestwert der Luftraumtemperator von +20°.
Wir schreiben Sitzender oder Stehender groß.
Ein Sitzender.
Ein Stehender.
Wir markieren das rot.
Wir sehen die Gefahr der elektrischen Körperdurchströmung.
Wir sehen, dass von der Decke nicht isolierte Elektroleitungen herunterhängen, die von uns berührt werden können.
Wir machen ein Foto, das drinnen, Boden, weiß gefliest enthält.
Wir machen ein Foto, das Wand, drinnen, schmutzig enthält.
Wir machen ein Foto, das drinnen, Wand, Decke, schmutzig enthält.
Wir müssen die Elektroleitungen gegen Berührung sichern.
Wir markieren das rot.
Wir sehen in dem Raum keine Beleuchtung.
Wir sehen eine Gefährdung durch Arbeitsumgebung.
Wir brauchen eine Mindeslichtstärke von 300 Lux.
Wir markieren das rot.
Wir sehen im Bereich des Vorraums der Toilette eine defekte Arbeitsplatte.
Wir sehen eine Gefährdung durch Arbeitsumgebung.
Wir machen ein Foto, das drinnen, Wand, Decke enthält.
Wir müssen die defekte Arbeitsplatte austauschen.
Wir markieren das rot.
Wir sehen, dass der Toilettensitz defekt ist.
Wir fotografieren den Toilettensitz, der defekt ist.
Das Foto enthält drinnen, Wand, Toilette, Boden.
Wir bringen auf dem Foto einen Pfeil an, der auf die Stelle zwischen der heruntergeklappten Klobrille und dem aufgeklappten Toilettendeckel zeigt, ohne dass wir auf dem Bild erkennen können, was genau defekt ist.
Wir sehen eine Gefährdung durch Arbeitsumgebung.
Wir müssen den Toilettensitz, der defekt ist, austauschen.
Wir markieren das rot.
Wir sehen in der Toilette keinen Hygienebehälter mit Deckel.
Wir sehen ein Hygieneproblem.
Wir müssen in der Toilette mindestens einen Hygienebehälter mit Deckel aufstellen.
Wir markieren das rot.
Wir sehen keinen Erste Hilfekasten in der Räumlichkeit.
Wir müssen den Bereich mit einem Erste Hilfekasten ausstatten.
Wir schreiben Hilfekasten zusammen.
Es fehlt ein Hilfekasten.
Wir markieren das rot.
Wir sehen keine Meldeeinrichtung zum absetzen eines Notrufs.
Wir schreiben absetzen klein.
Wir müssen ständig zugängliche Meldeeinrichtungen zum unverzüglichen Absetzen eines Notrufs vorhalten.
Wir markieren das rot.
Wir sehen keine raumlufttechnische Anlage.
Wir empfehlen, die Räumlichkeiten regelmäßig nach den Covid-19-vorgaben für Besprechungsräume zu lüften.
Wir schreiben vorgaben klein.
Wir markieren das rot.
Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Wir unterschreiben mit freundlichen Grüßen.
24.01.21
23.01.21
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Wir sind sportlich. Wir sind BWL-Student. Wir haben eisblaue Augen.
Wir halten dich immer im Arm.
Wir sind dynamisch, niveauvoll.
Wir haben Charisma. Wir sind treu.
Wir sind zärtlich.
Wir haben ein schönes Zuhause.
Weihnachten und Silvester 2020 waren wir ein „Toller Hecht“ ganz allein mit unserer Weihnachtsgans, die sich allerdings in Ruß auflöste, da wir den falschen Knopf am Backofen drückten: „Selbstreiniger“, unser Backofen war verschlossen, so konnten wir noch unserer lieben Gans zuprosten.
Wir sind humorvoll.
Selbstironisch.
Wir sind zur Zeit zufrieden mit Aufenthalt in der Wohnung.
Wir sind zufrieden mit Spaziergängen in den Weinbergen.
Wir sind kulant.
Wir sind nett.
Wir haben Herz.
Wir sind ausgedurstet nach Berührung.
Wir tragen enge Jeans.
Wir sind wirklich bildhübsch.
Wir sind verschmust.
Wir träumen.
Wir sind mutig!
Wir sind reisebegeistert.
Wir sind die Schönheit, liebend, für immer!
Wir sind sympathisch.
Hübsch.
Witwe.
Wir machen Schluss mit der Einsamkeit!
Wir können getrennt wohnen!
Wir können am liebsten zusammen wohnen!
Wir haben normale Figur!
Wir haben Interesse an Walking!
Wir sind ganz alleinstehend.
Wir arbeiten als Bürokauffrau, und da wir uns jetzt noch einsamer fühlen, versuchen wir es mal, um dich zu finden.
Wir sind super.
Wir sind zärtlich.
Und wir sind verschmust.
Wir lieben die ehrliche Liebe.
2021 sind wir bereit für mehr Liebe, mehr Lachen, mehr Schlaf, mehr Spaß.
Wir wollen weniger Drama.
Weniger Stress.
Weniger Coronanachrichten.
Wir wollen weniger Ärger.
Wir sind ganz lieb.
Wir sind häuslich.
Ruhig.
Wir fahren gern Auto.
Wir stehen nun ganz alleine da.
Wir sind in den Sixties.
Wir haben den Spirit der Sixties.
Wir sind seit vielen Jahren sehr allein.
Wir sind natürlich und bescheiden.
Wir sind offen und spontan.
Wir kommen meistens selbst zu kurz.
Wir sind fröhlich.
Wir sind treu wie Gold.
Wir haben lange Beine, super Figur, sind jung, doch sehr allein!
Wer Weihnachtsmann brauchte uns NICHTS.
Wir sind fröhlich.
Wir sind 69.
Auf unsere erste Anzeige hat sich niemand gemeldet.
Wir sind ein etwas molliges Hundefrauchen.
Wir sind junggeblieben.
Vielseitig.
Müssen wir wirklich 1000 Frösche küssen?
Uns fällt die Decke auf den Kopf.
Motticha, bitte melde dich bei uns!
18.01.21
Wir sind jetzt da! Wir verkünden folgende Regeln für Darmstadt.
Wir befinden uns in einer Krise.
Wir haben keine Ahnung, wie es weitergeht.
Wir finden das gut.
Wir übernehmen die volle Verantwortung.
Wir erkennen uns selbst.
Wir akzeptieren uns selbst.
Wir verbessern uns selbst!
Wir arbeiten weiter!
Wir halten durch!
Wir machen keine Fehler!
Wir können überhaupt keine Fehler machen!
Wir sind glücklich.
Wir sind so glücklich, wie wir können.
Wenn wir unglücklich sind, dann ist es halt so!
Selber schuld.
Wir sehen alles!
Darmstadt!
Diese Regeln gelten für Männer, Frauen, Transpersonen, Nichtbinäre.
Wir lassen keine Ausreden gelten.
Diese Regeln erlassen wir für Männer, die in Darmstadt leben,
Frauen, die in Darmstadt leben,
Transpersonen,
Nichtbinäre.
Nur die Toten sind von allen Regeln ausgenommen.
Denn Tote leben nicht in Darmstadt.
Tote sind in Darmstadt tot.
Darmstadt lebt.
Darmstadt ist tot.
Darmstadt ist voll.
Darmstadt ist leer.
Darmstadt ist totenstill und hört jetzt zu.
Die Regeln gelten bis inklusive 6.3..
Nächste Woche machen wir neue.
Haben wir das jetzt verstanden?
Jetzt!-Blog und Video-/Audiomaterial online abrufbar bis 04. Juli 2021
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